Gemeinsam mit den Menschen vor Ort werden Ökosysteme und ihre Funktionen geschützt, Wildtierbestände und bedrohte Arten erhalten sowie nachhaltige, naturbasierte Wirtschaftsmodelle entwickelt
Dieses Projekt wird von unserer Schwesterstiftung, der Michael Otto Stiftung, über den Zeitraum 2020 bis 2025 gefördert. Wir, die Michael Otto Foundation for Sustainability, werden das Projekt künftig operativ gemeinsam mit dem WWF weiter begleiten.
Wenn wir darüber sprechen, wie wir die Artenvielfalt erhalten können, ist es essentiell, die Menschen nicht nur als einen Teil von Ökosystemen mitzudenken, sondern sie zu aktiven Gestalter:innen zu machen: Nur dann werden die entwickelten Lösungen auch nachhaltig sein. Genau das ist das Ziel der grenzübergreifenden Naturschutzinitiative des World Wide Fund For Nature (WWF) namens „Unganisha“ (Swahili für "gemeinsam, verbunden") in den beiden Ländern Kenia und Tansania. Das Programm besteht aus einem strategischen Dachprogramm und etlichen Teilprojekten mit unterschiedlicher Finanzierung. Einen wichtigen Baustein fördert seit 2020 – und damit von Beginn an – unsere Schwesterstiftung, die Michael Otto Stiftung: das integrierte Naturschutz- und Entwicklungsprojekt in der Amboseli-Kilimanjaro-Landschaft, einem der drei grenzübergreifenden Landschafts- und Schutzgebietskomplexe der Region.
Auf dem Papier klingen viele Ideen sehr gut und natürlich unterstützenswert – aber wenn sie sich noch nicht in der Realität bereits als wirksam erwiesen haben, sind viele Geldgeber und Investoren bei komplexen Projekten zurückhaltend. Denn oft geht es hier um öffentliche oder private Gelder, kein Risikokapital. An dieser Stelle kommen Stiftungen ins Spiel, um die benötigte Brückenfinanzierung zu ermöglichen. Im Fall des Unganisha-Projekts in der Amboseli-Landschaft konnten durch die Unterstützung der Michael Otto Stiftung in einer ersten Phase vor allem strategische Grundlagen wie der Aufbau eines WWF-Landscape-Büros geschaffen und weitere Mittel gehebelt werden, beispielsweise vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie dem Bundesministerium für Umwelt (BMU). Die Vorbereitung der Umsetzung dieser Mittel sowie wichtige Modellmaßnahmen mit Signalwirkung für die gesamte Landschaft nahmen eine Schlüsselfunktion in der Projektentwicklung ein. Heute engagieren sich eine Vielzahl von Partnern, allen voran das BMZ. In einer zweiten Finanzierungsphase unterstützt die Michael Otto Stiftung zugleich den weiteren Aufbau eines modellhaften Landschaftsprogramms mit neuen Korridoren und Gemeindeschutzgebieten die Lebensräume grenzübergreifend verbinden und erhalten.
Zwar genießen staatliche Schutzgebiete wie der Amboseli-Nationalpark grundsätzlich einen hohen Schutzstatus, doch Parks allein reichen nicht aus, um ökologisch intakte Landschaften und ihre Funktionen und Arten auf großer Fläche zu erhalten. Genau das aber ist es, was viele Wildtierarten für ihr Überleben brauchen: Große Komplexe aus Schutzgebieten, die untereinander mit ökologisch intakten Wanderkorridoren verbunden sind. Derzeit geht der Trend vielerorts in Kenia jedoch in die gegenteilige Richtung: Weitläufige Allmende-Flächen der Massai werden in Parzellen unterteilt und privatisiert. Das hat zur Folge, dass Zäune und andere Hindernisse zunehmend die Wanderwege von Wildtieren unterbrechen und ihre Lebensräume beschneiden.
Seit Jahrhunderten leben die Menschen in Kenia und Tansania mit Elefanten und anderen Wildtieren zusammen. Weil jedoch immer mehr Fläche landwirtschaftlich genutzt wird und Zäune die angestammten Wanderrouten der Elefanten versperren, nehmen Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier zu – mit verheerenden Folgen für beide Seiten. Ziel der Arbeit des WWF in dem von der Michael Otto Stiftung geförderten Modellprojekt in Nasaru Olosho ist es, gemeinsam mit den Menschen vor Ort ihre Lebensbedingungen zu verbessern sowie die Lebensräume und Wanderkorridore für Wildtiere zu sichern. Davon profitieren zahlreiche Arten wie beispielsweise Löwen, Elefanten und Giraffen. Auch soll das Gebiet – wo erforderlich – renaturiert werden und mit Hilfe von Gemeindewildhüter:innen Wilderei oder nicht nachhaltige Nutzung wie Überweidung verhindert, sowie die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren entschärft werden. Zudem entwickelt der WWF gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung alternative Einkommensquellen wie Ökotourismus oder Milch- und Honigproduktion, und erarbeitet Strategien, um die Resilienz der Gemeinden angesichts der Klimakrise mit angepassten Wirtschaftsweisen und besserem Land- und Wassermanagement zu erhöhen.
Dabei werden auch die Frauen der Gemeinden gezielt unterstützt: Inzwischen profitieren in Nasaru Olosho 14 Gemeindegruppen mit insgesamt 210 Frauen und 210 Jugendlichen von mehr als 300 Bienenstöcken, die der Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen dienen. Darüber hinaus schaffen selbstverwaltete Gemeindeschutzgebiete, sogenannte Conservancies, Einkommensalternativen zu Ackerbau und Viehzucht für die Menschen in der Region. Hierfür stellen Gemeinden ökologisch besonders wertvolle Flächen zur Verfügung, die ausschließlich naturnah genutzt werden dürfen. Zäune werden abgebaut und Tierwanderungen wieder möglich gemacht. Im Gegenzug erhalten die Bäuerinnen und Bauern von den Conservancies durch Ökotourismus finanzierte Pachtzahlungen für ihr Land.
Quelle: WWF / Fotocredits: © WWF